Testbericht Expression Tenorsaxophon
(Fachblatt Musikmagazin)

In die Riege der preiswerten Saxophone reiht sich auch die Marke Expression ein, die durch einen erstaunlich niedrigen Preis auffällt. Ob dieses Instrument aber auch den musikalischen Ansprüchen genügt, werden wir in diesem Testbericht untersuchen.

[tiefer.gif]Mechanik und Features

[tiefer.gif]Mechaniken

[tiefer.gif]Ansprache und Intonation

[tiefer.gif]Sound

[tiefer.gif]Zubehör

[tiefer.gif]Gesamturteil
   

Mechanik und Features

Ich würde das Expression Tenor in seiner Bauweise als ein typisch "modernes" Saxophon bezeichnen, die Klappen und Mechaniken sind in ihrer Konstruktion den Anforderungen an ein leichtes und schnelles Spiel angepaßt. Es gibt keine langen Wege in den Mechaniken, d.h. die einzelnen Klappen lassen sich mit möglichst kleinen und kraftsparenden Bewegungen der Finger bedienen; auch konnte ich an dem von mir getesteten Modell keinen "Leerlauf" in den einzelnen Mechaniken entdecken.
 

Mechaniken

Die Auflagen der einzelnen Klappen sind stark gewölbt, so daß die Finger einen sicheren Halt beim Spiel haben. Die Mechanik für das tiefe C (kleiner Finger der rechten Hand) ist leicht nach oben gewölbt, damit der kleine Finger nicht abrutschen kann. C- und Eb-Mechanik sind in der Höhe zueinander optimal ausgerichtet und (wie allgemein üblich) mit Rollen versehen, so daß es keine Schwierigkeiten beim Wechsel dieser beiden Töne gibt; der Finger bleibt nicht, wie dies bei manchen anderen Marken vorkommen kann, zwischen C und Eb hängen. Auch die drei Seitenmechaniken für den Zeigefinger der rechten Hand (Bb, H-C-Triller, Hoch-E) sind optimal zueinander eingestellt, außerdem ist die Mechanik für das hohe E leicht nach außen gewölbt, so daß der Finger auch hier nicht wegrutschen kann. Die Seitenmechanik für das hohe Fis ist angenehm groß gehalten, kann also auch beim schnellen Spiel kaum verfehlt werden.

Die Cis-, H- und Bb-Mechaniken (kleiner Finger der linken Hand) sind, wie dies heute nahezu bei allen Marken üblich ist, mit kleinen Rollen zueinander versehen, die den Wechsel dieser Töne erleichtern. Die Bb-Mechanik ist zudem nach außen hin gewölbt, der kleine Finger kann also nicht so leicht wegrutschen. Sehr erfreulich für ein Saxophon dieser Preisklasse ist der "in sich gelagerte"Bb-Drücker, der das Spiel diese ansonsten manchmal etwas mühsam zu greifenden Tones erleichtert. Das hohe D (dritte Oktave) läßt sich sehr leicht mit dem Zeigefinger bedienen, jedoch liegt der Zapfen für das Eb für meine (etwa mittlere) Handgröße etwas zu niedrig und muß zu weit nach unten bewegt werden. Nach einer kurzen Einspielzeit dürfte aber auch dies der ansonsten vorbildlichen Bespielbarkeit des Expression Tenor keinen Abbruch tun. Zudem kann man sich hier sehr leicht selbst behelfen, indem man einen kleinen Korkbelag unter die entsprechende Achse klebt und den Weg dadurch verkürzt

Der Daumenhalter (rechte Hand) kann in der Höhe verstellt und somit auf die jeweilige Handgröße angepaßt werden. Das Schallstück des Expression Tenor ist abschraubbar, was im Falle einer Reparatur die Arbeit sehr stark erleichtern kann. Erwähnenswert sind unbedingt auch die Polster der Expression-Saxophone. Es wurden hier keine billigen No-Names verwendet, sondern Polster des italienischen Herstellers Pisoni, die sich durch ihre Metallresonatoren mit Sicherheit positiv auf den Klang der Instrumente auswirken.
 

Ansprache und Intonation

Bei dem von mit getesteten Expression Tenor habe ich die Ansprache über den ganzen Umfang des Saxophones als leicht und angenehm empfunden. Dies ist mir auch besonders in der unteren Lage (ab dem tiefen D abwärts) aufgefallen, die bekanntlich gerade beim Tenor zu den kritischen Bereichen zählt. Bei lautem Spiel kamen diese unteren Töne sehr stabil, ohne dabei unangenehm zu röhren; und selbst beim leisen Anblasen und beim Subtone-Spiel haben die Töne dieser Lage noch sicher angesprochen.

Ein weiterer kritischer Bereich ist bekanntlich der Wechsel von der ersten zur zweiten Oktave. Das D in der zweiten Oktave ist im Gegensatz zum C1 oft unverhältnismäßig schwer anzublasen, matt im Sound und überbläst bei zu starkem Lippen- und Kieferdruck sehr leicht. Bei dem von mir getesteten Expression Tenor gab es in diesem Bereich überhaupt keine Probleme, beide Lagen waren sehr ausgeglichen in Ansprache und Klang. Die hohen Töne (ab A2 aufwärts) haben kraftvoll und stabil angesprochen, bis hin in den High-Note-Bereich.

In puncto Intonation geben sich schon seit Jahren sämtliche Hersteller größtmögliche Mühe, ordnungsgemäß stimmende Geräte anzubieten. So gibt es auch heute kaum noch ein Instrument der etablierten Anbieter, das die Anforderungen an Intonationsgenauigkeit nicht erfüllen würde. Dies gilt auch für das Expression Tenor. Alle Bereiche lassen sich ohne goße Ansatzkorrektur, die bautechnisch bedingt bei jeder Marke auszuführen ist, richtig intonieren.
 

Sound

Den Sound eines Saxophones kann man natürlich nur schwerlich in einem Testbericht objektiv bewerten, spielen doch in diesem Punkt ganz persönliche Dinge wie die Atmung, die Stütze, der Ansatz und natürlich auch die eigene Soundvorstellung eine ganz entscheidende Rolle. Deshalb empfehle ich auch jedem interessierten Saxophonisten, ein Instrument nicht -von der Stange- zu kaufen, sondern es erst einmal selber anzublasen (oder von einem kompetenten Saxophonisten anblasen zu lassen). Mich persönlich konnte der Sound des Expression Tenor vollkommen überzeugen. Ich würde den Klang als kräftig und satt bezeichnen. Dies ist mir auch besonders positiv in den beiden Extremlagen aufgefallen, so hat das Expression in der untersten Lage einen vollen Ton, ohne dabei jedoch unangenehm röhrig zu klingen; bei den ganz hohen Tönen ist der Klang sehr stabil, ohne piepsig oder schrill zu werden. Über den ganzen Umfang des Instruments hat mich auch besonders die Tragfähigkeit des Klanges überzeugen können.
 

Zubehör

Auch beim Zubehör hat sich Expression allergrößte Mühe gegeben. So wurde nicht irgendein No-Name-Mundstück beigelegt, sondern ein Mundstück der Firma Rico, das mit Sicherheit den Anforderungen eines Einsteigers genügen dürfte, aber mittlerweile auch immer beliebter im Profilager wird, nicht umsonst zählen Saxophonisten wie Pee Wee Ellis (von der Maceo Parker Band) oder Karl Denson (von Lenny Krawitz) zu den "Rico-Bläsern". Das Expression Tenor wird in einem schönen und stabilen Koffer geliefert, der mit einem zweiten Griff auch hochkant getragen werden kann. In dem geräumigen Zubehörfach sind ein Trageband und ein Pflegetuch beigelegt. Das Expression Tenor gibt es neben der "Chrome Gold Plated"-Version natürlich auch in den herkömmlichen Ausführungen, also in Goldlack und vergoldet.
 

Gesamturteil

Mit dem Tenor ist es dem Hersteller Expression gelungen, ein sehr nobles und vorbildliches Instrument zu einem erstaunlich niedrigen Preis anzubieten. Die Mechanik kann über den gesamten Umfang des Instrumentes als sehr angenehm und spielerfreundlich bezeichnet werden, hinzu kommt eine leichte Ansprache und ein vorbildliches Intonationsverhalten. Letztendlich überzeugen konnte mich aber der sehr volle, satte und tragfähige Sound des Expression Tenors.

Autor: Dirko Juchem

[nach oben]Zum Beginn des Testberichts
[zurück.gif]Zum Expression Tenor
[home.gif]Zur Homepage Sax'n'Flute